Erfahrungen und Traumata deiner Vorfahren betreffen dein jetziges Leben! Nicht nur in Form von Erzählungen, sondern auch in deinen Genen.
Sie sind Teil unserer Erbmasse.
Man weiß inzwischen, dass die Übertragung von Traumata über Generationen hinweg geschieht. Die Forschung ist hier sehr aktiv.
Es gibt Hinweise darauf, dass Erfahrungen der Vergangenheit die genetische Aktivität beeinflussen können.
Und wir spüren die Auswirkungen in unserem eigenen Leben!
Wenn zum Beispiel unsere Großeltern oder Urgroßeltern etwas Schweres erlebt haben, könnte das gewisse "Schalter" in den Genen beeinflusst haben. Diese Veränderungen könnten dann an uns weitergegeben worden sein.
Es ist, als ob die Geschichte unserer Familie in unseren Genen gespeichert ist.
"Es liegt in der Familie!" ist ein geflügeltes Wort. Es soll bestimmte Eigenschaften beschreiben, die in einer Familie gehäuft auftreten.
Eigenschaften, die von Vater zu Sohn, Mutter zu Tochter und in vielen anderen Kombinationen weitergegen werden.
Vielleicht sind viele Mitglieder deiner Ahnen-Familie eher dick, dünn, langsam, sehr intelligent, kreativ, mutig,
besonders ängstlich, unkontrolliert, schüchtern oder oder...
Doch dass solche Eigenschaften sich häufen ist nicht nur ein Ergebnis von Erziehung oder Nachahmung.
Der letzte Stand der humangenetischen Forschung sieht hierin auch Gen-Aktivitäten, die möglicherweise vererbt wurden!
Bei Insekten ist belegt, dass auch "Wissen" vererbt wird. So kennt eine frisch geschlüpfte Biene bereits den Weg zur Futterstelle,
ohne diesen je geflogen zu sein - sie hat diese Information über die Gene erhalten.
Der Mensch besitzt ein viel komplexeres Gehirn.
Es ist aus wissenschaftlicher Sicht wahrscheinlich, dass neben den ohnehin vererbten Instinkten und Verhaltensmustern
individuelle Informationen von Vorfahren vererbt werden können.
Auch Lebensbedingungen von Vorfahren können sich auf die Vererbung auswirken: Hunger, Krankheit, Schmerz, Todesangst, Unterdrückung, Trauer und viele andere Emotionen und Erfahrungen können sich
auf die Gene auswirken.
Forscher haben beobachtet, dass die Nachfahren von Menschen, die schwere Traumata erlebt haben häufig zu Ängstlichkeit oder Angststörungen neigen. Andererseits vererben Menschen, die Hungersnöte
erlebt haben ihren Nachfahren eher den Hang zur Dicklichkeit.
Der eigentliche "Sinn" dieser Vererbung ist natürlich, dass die Natur schützen die nächste Generation will. Doch leider denkt die Natur dabei in etwas einfacheren Bahnen. Sie berücksichtigt
die modernen Lebensgewohnheiten nicht.
Für den Steinzeitmenschen machte es Sinn, nach einem knapp überlebten Überfall durch einen anderen Stamm seinen Nachfahren eine größere Ängstlichkeit und Vorsicht zu vererben (um ihr Überleben zu sichern). Aber Ängstlichkeit aufgrund eines Traumas aus den Weltkriegen bringt einem modernen Menschen oft mehr Übel als Nutzen.
Diese Art der genetischen Vererbung verändert oder beschädigt nicht die DNA-Sequenz (wie bspw. schwere Erbkrankheiten), sondern wirkt sich vor allem auf die Aktivierung von Genen
aus. Denn bestimmte Gene können schlicht in ihrer Funktion hyperaktiv sein oder schlummern.
Elisabeth Bender
"Nachkommen traumatisierter Eltern oder Großeltern beschreiben häufig, dass eine dunkle und schwere Stimmung
des Schweigens über der Familie liegt, die sie nicht zuordnen können.
Hinzu kommen oft Schuldgefühle, dessen Ursprung nicht greifbar ist. Viele Kinder oder Enkel leiden unter Depressionen, sind von diffusen Ängsten geplagt, fühlen Hilflosigkeit, Scham, tiefe Verunsicherung, eine Verlorenheit in der Welt oder unterdrückte Wut.
Manche haben wiederkehrende, belastende Träume, die sie zeitlich mit der Eltern- oder Großelterngeneration in Verbindung bringen.
Oft ahnen sie, dass es nichts mit ihrem eigenen Tun oder Erleben zu tun hat."
Quelle:https://medicamondiale.org/gewalt-gegen-frauen/trauma-und-traumabewaeltigung/transgenerationales-trauma